#015 Was sind ETF´s?

Zunächst möchte ich mich bedanken für die ganzen Mails, die ich von euch bekommen habe. Ich bin wirklich extrem positiv von dem Echo überrascht. Vielen Dank dafür und macht weiter so, stellt mir eure Fragen und ich versuche sie einzubauen. Und das mache ich jetzt gleich in dieser Folge. Hauptsächlich drehen sich die Hörerfragen nämlich um das Thema ETF. Und deswegen werde ich die nächsten Folgen diesem Thema und euren Fragen dazu widmen. Der Begriff ETF ist im Podcast schon öfter gefallen, vor allem aber in der Folge #004 Kosten vermeiden. In dieser Folge möchte ich nochmal über die Grundlagen sprechen, damit ich auch jeden vorne abhole und dann gehe ich auf speziellere Fragen ein und worauf man achten sollte.

In dieser Folge geht es um 4 grundlegende Fragen

  1. Was sind ETFs?
  2. Worin liegen die Vorteile
  3. Warum sind ETFs trotzdem beim Großteil der Privatanleger noch nicht angekommen
  4. Was ETFs nicht zu leisten vermögen

 

Was sind ETFs?

Kurz gesagt ist ein ETF das ultimative Wertpapier um kostengünstig und trotzdem diversifiziert anzulegen. ETF ist eine Abkürzung für „Exchange traded fund“, auf Deutsch ein „börsengehandelter Fonds“ oder einfach gesagt ein Indexfonds, weil er einen Index abbildet. Ein Index ist im Grunde eine Bündelung der größten Werte an einer Börse. Der deutsche Aktienindex besteht beispielsweise aus den 30 größten und am meisten gehandelten Werten an der deutschen Börse. Oder die bekanntesten amerikanischen Indices sind der Dow Jones Industrial, der S&P500 oder der Nasdaq. In England ist es der FTSE100 und in Europa sehr bekannt ist der Euro Stoxx 50. Also Indices werden für die verschiedensten Länder, aber auch auf Themen und Branchen berechnet. Der Indexanbieter Stoxx (einer der größeren) berechnet Indices für 41 Sektoren, z.b. für Banken, Automobil, Chemie, Telekomunikation usw. Darin sind dann die größten und liquidesten Aktienwerte aus dieser Branche vertreten. Das entscheidende an so einem Index ist, dass er PASSIV berechnet wird und die Unternehmen nicht aktiv von Menschen ausgesucht werden. Sondern es wird eine Methode festgelegt, nach welchen Regeln die Unternehmen ausgesucht werden. In den meisten Fällen geht es dabei um die Größe nach Marktkapitalisierung, um den Streubesitz und das Handelsvolumen das bewegt wird. Und das bestimmt dann auch die Sortierung und Gewichtung der Unternehmen im Index und wenn ein Unternehmen schlecht läuft und der Kurs einbricht, dann fällt es von selbst aus dem Index und es kommt das nächst größere nach. Soviel zu der Frage, was ein ETF ist. Es ist nichts anderes als ein Fonds, der passiv einen Index abbildet und das nicht nur auf Aktien aus verschiedene Länder, Branchen und Themen sondern auch auf Zinsen, Anleihen und Rohstoffe wie Gold oder Roh-Öl. Ich kann also fast jeden Vermögenswert über einen ETF bzw. Indexfonds abbilden.

 

Die Vorteile von ETFs

Worin liegen jetzt die großen Vorteile von ETFs ggü. üblichen, aktiv gemanagten Fonds? Das wichtigste Argument: sie sind extrem kostengünstig. An der Stelle bitte ich euch nochmal in der Folge #004 reinzuhören, da erkläre ich genau welche Kosten es gibt und wo ihr diese für einen bestimmten Fonds nachlesen könnt. Die Kurzform davon ist folgende:

  • Normale Fonds haben einen Ausgabeaufschlag, also eine Einstiegsgebühr (so ähnlich wie die Grunderwerbssteuer bei Immobilien) von ca. 3-5% auf jede Einzahlung.
  • Hinzu kommt eine jährliche Verwaltungsgebühr zwischen 1,5% und 3%.
  • Manchmal auch eine Performance-Fee, wenn der Fonds eine bestimmte Renditemarken übertrifft. Das kann auch schnell 0,5% – 1% der Anlagesumme ausmachen.
  • All das habe ich bei einem Indexfonds nicht.
  • Es gibt keinen Ausgabeaufschlag, keine Performancegebühr und die Verwaltungsgebühr beträgt nicht 2%, sondern nur 0,2% pro Jahr.

Das ist einer der großen Vorteile – die Kostenersparnis. Eine weiterer, aus meiner Sicht genauso wichtiger ist die hohe Zuverlässigkeit. Dadurch, dass es keinen Fondsmanager gibt der aktiv Anlageentscheidungen trifft, können auch keine Managementfehler passieren. Und weil „nur“ ein Index nachgebildet wird, unterliegt er natürlich auch dessen Schwankungen, aber das kann ich einschätzen. Ich weiß, wie mein Indexfonds reagieren wird und, dass er nicht plötzlich ein ungewolltes Eigenleben entwickelt. Meine persönliche Erfahrung ist: je mehr gemanaged wird, umso schlechter ist zum Schluss das Anlageergebnis.

Ein weiterer Vorteil ist die Risikostreuung. Egal ob mit 50 EUR oder 100.000 EUR, ich brauche nur einen Kauf tätigen und investiere z. b. über den Indexfonds auf den weltweiten Aktienindex in mehr als 1.600 Unternehmen weltweit. Klar begrenzt das natürlich auch meine Chancen nach oben – eine kurzfristige Verdopplung oder ähnliches wird es dann nicht geben – Aber durch die Streuung kann ich mit sehr hoher Sicherheit sagen, dass ich langfristig einen soliden Gewinn machen werde und Rückschläge aussitzen kann. Wer z. b. im Jahr 1998 nicht wie jeder nur die Telekom Aktie sondern den gesamten DAX mit seinen 30 Werten gekauft hätte, der hätte keinen dauerhaften Verlust über 50% gemacht, sondern sein Kapital in der Zeit verdreifacht. Ich kann also auch mit kleinsten Beträgen ab 50 EUR im Monat in ein weltweit diversifiziertes Aktienportfolio investieren und das mit einem einzigen Auftrag. Auch interessant zu wissen ist, dass ein ETF per Gesetz ein sog. Fondssondervermögen ist. Das heißt, dass auch wenn mein ETF Anbieter im schlimmsten Fall pleitegehen sollte, mein Geld nicht weg ist, weil es rechtlich getrennt ist.

Der letzte Vorteil auf meiner Liste ist die hohe Liquidität. Ein ETF wird an der Börse gehandelt, jede Minute, jede Sekunde kann ich kaufen oder verkaufen. Und selbst wenn sich in einer Krise kaum Käufer finden würden, garantiert mir ein Marketmaker einen regulären Handel. Das halte ich auch gerade im Vergleich zur Immobilie für einen der wesentlichsten Vorteile von Aktien, bzw. Aktien-ETF´s. Ich kann sie im Notfall jederzeit verkaufen oder ich kann auch in kleinen Stücken nachkaufen und auf jegliche Ereignisse flexibel reagieren. Unter anderem deswegen ergänzen sich diese beiden Anlageformen – wie ich finde – sehr gut. Man könnte diese Liste sicherlich noch lange fortsetzen, aber aus meiner Sicht waren das jetzt die wirklich entscheidenden Punkte.

 

Warum sind ETF´s trotzdem beim Großteil der Privatanleger noch nicht angekommen?

Das bringt mich zum 3. Punkt auf meiner Agenda: warum ist der ETF beim Privatanleger – trotz seiner Vorteile- in der Masse noch nicht angekommen? Den ersten ETF gibt es schon seit 1975 und es gibt ihn heute noch, den Vanguard 500. Aber es hat trotzdem sehr lange gedauert, bis der ETF populär geworden ist. Im Jahr 2000 war das weltweite ETF-Volumen noch bei nur 79 Mrd. USD. Im Jahr 2006 waren es schon 600 Mrd. Dollar. Aber die Krise hat dann nochmal einen Schub gegeben und heute sind wir bei 5 Billionen USD die weltweit in ETFs investiert sind. Jetzt kommt das ABER. Dieses riesige Anlagevolumen in ETFs geht, lt. Zahlen des BVI, zu 90% auf institutionelle Anleger zurück, wie Versicherungen, Pensionskassen oder Family Offices, also eher auf Großanleger. Nur 10% gehen auf das Konto von Privatanlegern. Warum ist das so? Dafür gibt es aus meiner Sicht zwei Gründe. Der erste ist, dass sich die überwältigende Anzahl der Deutschen nicht für seine Finanzen interessieren oder sie meiden bewusst alles was mit Aktien zu tun hat. Laut dem deutschen Aktieninstitut haben überhaupt nur 15% der Bevölkerung in Deutschland Aktien oder Fonds. Wobei ich hier einen Wandel feststellen kann. Mir fällt auf, dass die jüngere Generation – die Generation Y die heute so zwischen 20 und 40 Jahre alt ist, diesem Thema viel, viel offener gegenübersteht und hier schon sehr gut informiert ist. Warum das so ist habe ich keine Ahnung. Vielleicht liegt´s daran, dass die ältere Generation noch das Telekom und Dot-com-Trauma mit sich rum trägt. Oder einfach auch daran, dass unsere Generation fürs Alter wirklich sparen muss und mehr für sich selbst verantwortlich ist, bei dem niedrigen Rentenniveau das uns da erwartet.
Und der zweite wesentliche Grund liegt darin, dass wenn die Leute Geld anlegen, sie sehr häufig blind den Empfehlungen ihrer Banken und Beratern folgen und die haben eigentlich kaum Interesse daran, dass er Indexfonds stark verbreitet wird, weil da keinerlei Marge drin ist. Das zeigt sich daran, dass im Publikumsfondsbereich noch immer 85% über konventionelle Fonds mit hohen Managementgebühren und nur 15% über ETFs investiert werden. Der Vertrieb hat keinen Cent davon, wenn er einen ETF empfiehlt, weil der ja so gut wie keine Gebühren aufruft. Kein Ausgabeaufschlag, keine Management-Fee, keine Vertriebsfolgeprovision – das gibt’s alles nicht. Man müsste als Privatanleger zu einem Berater gehen, der seine Kunden nicht gegen Provisionen berät sondern gegen eine Beratungs- oder Servicegebühr. Und diesen Weg habe ich z. b. für mein Geschäft gewählt, weil ich mit den Ergebnissen der teuren, aktiven Fonds einfach nicht zufrieden war und mir klar war, ich kann nur vernünftige Anlageergebnisse für meine Kunden erzielen, wenn ich das mit ETFs umsetze. Aber da muss man erstmal sein Geschäftsmodell komplett umstellen und ich kann sagen bei den aller meisten Beratern, die das auch so machen und gegen eine Gebühr beraten, ist diese Beratungsgebühr nur ein Bruchteil von den Kosten, wie sie normale Provisionsfonds haben. Und dazu kommt, dass dann auch der Interessenskonflikt wegfällt, weil die Provisionen die da draußen so für Fonds gezahlt werden, teilweise extrem auseinander gehen. Da könnte man schon geneigt sein, ein Produkt mit höherer Provision zu empfehlen und bei der Beratungsgebühr ist es i. d. R. auch so, dass diese indirekt mit dem Anlageergebnis zusammen hängt. Sprich, dass der Berater auch weniger bekommt, wenn er ein schlechtes Ergebnis abliefert und andersrum. Wenn ihr dazu Fragen habt, wo man so einen Berater findet, und wie diese Beratungsmodelle aussehen, dann schreibt mir einfach eine Mail an benedikt@benediktbrandl.com und dann wir daran, dass der Anteil der ETF Besitzer in Deutschland mal auf ein vernünftiges Niveau kommt.

Was ETF´s nicht zu leisten vermögen

Der vierte und letzte Punkt über den ich sprechen möchte ist, was ETFs NICHT zu leisten vermögen. Auch wenn ETF´s pauschal als sehr gute Anlegeform gelten, sie sind trotzdem keine Wunderwaffe. ETF´s bringen nicht jedes Jahr konstant 6% oder 8% Rendite, ohne irgendein Risiko. Sie bilden einfach nur Märkte kostengünstig ab und wenn die Märkte fallen, dann fällt auch der ETF 1:1 mit den Marktpreisen. Das ist auch absolut ok, weil sie langfristig öfter und weiter steigen, als sie in den Krisen fallen und 7 von 10 Jahren sind im Schnitt positiv sind. Die Herausforderung ist zum einen nicht in Panik zu geraten, wenn es mal runter geht und auch nicht zu glauben, dass man schlauer ist als die anderen am Markt. Also aktives Trading mit ETF´s ist zu vermeiden. Ansonsten bin ich wieder beim Markttiming und damit automatisch in der Abteilung Glücksspiel. Man kann natürlich auch mal Glück haben, aber ich persönlich würde mich nur sehr ungern darauf verlassen. Das Thema Markttiming habe ich in der Folge #003 ausführlich erklärt.

Das war Teil eins der Serie über ETFs, wo wir nochmal die Grundlagen geklärt haben. In der nächsten Folge gehe ich auf eure Fragen ein und worauf man sonst noch achten sollte.

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